Das „One Health“ Konzept steht im Fokus
Der diesjährige Weltgesundheitstag stellt die Untrennbarkeit von menschlicher Gesundheit und der allgemeinen Gesundheit unseres Planeten in den Mittelpunkt. In der Stellungnahme auf der Seite der WHO wird deutlich, dass wir viele Aspekte, die bisher größtenteils getrennt voneinander betrachtet wurden, zusammen denken müssen:
„Anlässlich des diesjährigen Weltgesundheitstags fordert WHO/Europa alle Menschen dazu auf, sich zusammenzuschließen und die Bedeutung unseres Planeten anzuerkennen, zugunsten unserer eigenen Gesundheit und der Gesundheit künftiger Generationen.
Über 13 Mio. Todesfälle weltweit, davon 1,4 Mio. jährlich in Europa, werden durch vermeidbare umweltbedingte Faktoren verursacht, schätzt die WHO. Diese Zahl berücksichtigt auch die sich beschleunigende Klimakrise, die größte gesundheitliche Bedrohung der Menschheit, aber umfasst auch Ursachen wie Luftverschmutzung, unzureichende Sanitär- und Trinkwasserversorgung, Belastung durch Chemikalien und Strahlung sowie unsichere städtische Umfelder.
Unser Planet, unsere Gesundheit
„Eine Verbesserung unserer natürlichen und baulichen Umwelt, in der wir leben, arbeiten, lernen und spielen, kann sowohl unmittelbar als auch langfristig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden von Nutzen sein. Dieser Weltgesundheitstag bietet Gelegenheit darüber nachzudenken, wie wir gesündere Städte und Gemeinschaften mit mehr Grün- und Wasserflächen schaffen können, die eine aktive Erholung fördern, Gelegenheit zum Entspannen bieten und die psychische Gesundheit fördern“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.
„Darüber hinaus müssen wir unsere Abhängigkeit von Autos verringern, den öffentlichen Personenverkehr verbessern und die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer erhöhen“, fügte er hinzu.
Die Natur bildet sowohl den Ursprung von Infektions- und Vektorkrankheiten als auch die Quelle für Arzneimittel, darunter viele Antibiotika. Durch den Einfluss des Menschen auf die Umwelt wird das Risiko neu auftretender Infektionskrankheiten beim Menschen erhöht, denn über 60% dieser Krankheiten haben ihren Ursprung in Tieren, insbesondere Wildtieren. Die Verringerung der Artenvielfalt könnte auch zu einer zunehmenden Übertragung von Krankheiten führen.
Menschliche Aktivitäten wie die Abholzung von Wäldern, der Handel mit und der Verzehr von wild lebenden Tieren sowie der internationale Reiseverkehr sollen zum Auftreten von COVID-19 geführt und dessen weltweite Ausbreitung ermöglicht haben. Die Pläne für den Wiederaufbau nach COVID-19 und insbesondere die Pläne zur Eindämmung des Risikos zukünftiger Epidemien müssen daher an einer weiter vorgelagerten Stufe als der frühzeitigen Entdeckung und Kontrolle von Krankheitsausbrüchen ansetzen. Darüber hinaus müssen sie unseren Einfluss auf die Umwelt reduzieren, um das Risiko an seinem Ursprung einzudämmen. Der einheitliche Gesundheitsansatz erkennt die enge Verflechtung zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen und ihrer gemeinsamen Umwelt auf dem Planeten Erde an.
Gesündere Umfelder fördern die Gesundheit der Menschen
Eine Verbesserung der natürlichen und der baulichen Umwelt, in der wir leben, arbeiten, lernen und spielen, kann sowohl unmittelbar als auch langfristig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden von Nutzen sein. Um gesunde Städte und Gemeinschaften zu schaffen, müssen wir vermehrt grüne und blaue Räume entwickeln, die eine aktive Erholung fördern, Gelegenheit zum Entspannen bieten und die psychische Gesundheit fördern.
Darüber hinaus müssen wir unsere Abhängigkeit von Autos verringern, den öffentlichen Personenverkehr verbessern und die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer erhöhen. An vielen Orten haben verminderte wirtschaftliche und verkehrsbezogene Aktivitäten infolge der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 kurzfristig für sauberere Luft, verringerte Kohlenstoffemissionen, weniger Lärm und mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger gesorgt. Dies belegt, dass es in unserer Macht liegt, unsere Umwelt zu verbessern, und dass wir nach der Pandemie für einen Wiederaufbau zum Besseren sorgen können.
Luftverschmutzung ist der wichtigste umweltbedingte Risikofaktor für die menschliche Gesundheit. Die WHO schätzt, dass jedes Jahr rund 7 Mio. vorzeitige Todesfälle auf die Folgen der Luftverschmutzung zurückzuführen sind, und über 500 000 dieser Todesfälle entfallen auf die Europäische Region der WHO.
Aus diesem Grund ist die Luftverschmutzung neben Tabakkonsum, schädlichem Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel einer der führenden Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes. 90% aller Todesfälle in der Europäischen Region sind auf nichtübertragbare Krankheiten zurückzuführen, doch deren Risikofaktoren ließen sich mit einer Reihe hochwirksamer und kostengünstiger Konzepte und Interventionen verhindern oder eindämmen.
Manche Luftschadstoffe sind kurzlebige Klimaschadstoffe, die sowohl negative gesundheitliche Auswirkungen haben als auch zu der in naher Zukunft zu erwartenden Erwärmung unseres Planeten beitragen. Somit können fast alle Bemühungen um die Verbesserung der Luftqualität auch dem Klimaschutz zugutekommen und umgekehrt können fast alle Klimaschutzmaßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität beitragen – was unmittelbar der Gesundheit zugutekommt und somit größere Investitionsrenditen mit sich bringt.
Der Tabakkonsum hat weitreichende Folgen für die Umwelt, die über die Schäden infolge von durch Tabak hervorgerufenen Krankheiten hinausgehen. Der Tabakanbau zerstört Bäume und schadet den Böden. Darüber hinaus fallen bei der Tabakherstellung giftige Abfälle an. Tabakkonsum verpestet die Luft und verschmutzt Oberflächen in unseren Häusern. Zigarettenstummel und andere Tabakabfälle vergiften die Tier- und Pflanzenwelt in den Meeren, verunreinigen Strände und Wasserläufe und verschmutzen unsere Lebensräume in Städten.
Konzepte und Maßnahmen auf kommunaler und internationaler Ebene
Wir können viel tun, um unsere Umfelder und unsere Gesundheit zu verbessern, indem wir Maßnahmen in der Nähe unserer Wohnorte ergreifen und die Rolle der lokalen Regierungsebene in den Mittelpunkt rücken. Seit über 30 Jahren agieren das Gesunde-Städte-Netzwerk der Europäischen Region der WHO und das Netzwerk Regionen für Gesundheit als richtungsweisende Katalysatoren für Veränderungen und schaffen gesündere städtische Umfelder, die das Wohlbefinden der sie nutzenden Menschen und Gemeinschaften fördern.
In einer komplexen Welt mit mehreren Regierungsebenen, zahlreichen Ressorts, die auf ähnliche Ziele hinarbeiten, und vielen Akteuren, die sich der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden verschrieben haben, sind Städte und Regionen bestens positioniert, um eine führende Rolle einzunehmen. Sie zeigen, dass globale Probleme auf kommunaler Ebene angegangen werden können.
Erst vor Kurzem empfahl die Paneuropäische Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung die Annahme eines Handlungskonzepts gemäß dem einheitlichen Gesundheitsansatz unter Anerkennung der Verflechtungen zwischen menschlicher Gesundheit, Tiergesundheit und einer gesunden Umwelt. In dem Bericht der Kommission werden die politischen Entscheidungsträger aufgefordert, sich von jenen inspirieren zu lassen, die sich um die Bewältigung von Umweltproblemen bemühen, um die Gesellschaften für künftige Generationen auf den richtigen Kurs zu bringen.
Lassen Sie uns daher nicht nur von einem gesünderen Morgen (#HealthierTomorrow) träumen – lassen Sie uns dafür sorgen, dass es Realität wird.“