Was geschieht mit unserem Abwasser?
Am 8.4.2024 besichtigten Grüne (Rats-)Mitglieder und Interessierte die „Kläranlage Obere Este“ in Kakenstorf. Viele wissen von der Existenz der Kläranlage, aber selbst viele Kakenstorfer haben diese Anlage noch nicht besichtigt. So war es eine für alle ein informativer Besuch.
Die Anlage verarbeitet täglich ca. 3.500 Kubikmeter Abwasser von ungefähr 26.000 Bewohnern aus dem Tostedter Bereich (Wistedt bis Trelder Berg) und ist für 30.000 Einwohner ausgelegt. Nicht jedes Gebäude oder jeder Ort (z.B. Königsmoor) ist an die Kläranlage angebunden.
Der Abwasserbetrieb des Landkreis Harburg muss wirtschaftlich arbeiten, das bedeutet, dass er keine Gewinne oder Verluste machen soll, sondern seine Kosten zeitnah an uns als Endkunden weitergibt. Es gibt Kommunen, die alle Gebäude anschließen, hier sind aber die Abwassergebühren für die Bürger meist viel höher.
Neben dem Betrieb der Kläranlege sind die Pumpwerke des Abwassers auf dem Weg zur Kläranlage ein weiterer Kostenfaktor. Kosmetiktücher, Hygieneartikel und sonstige Fremdstoffe blockieren immer wieder die Pumpwerke und müssen teuer repariert werden – die Kosten werden natürlich ebenfalls an alle Endkunden weitergegeben.
Im Klärwerk wird das Abwasser zuerst durch einen Rechen von Abfall beseitigt. Dieser Müll landet verpackt in Containern und wird der Müllverbrennung zugeführt. Danach wird der Sand und andere Kleinteile aus dem Wasser getrennt.
Über mehrere Stufen folgt dann mithilfe von klärwassereigenen Bakterien die Reinigung des Abwassers. Unter Zugabe von Luft werden die organischen Stoffe oxidativ abgebaut, in anderen Becken wird das Nitrat als Oxidationsmittel genutzt und dabei die Stickstoff-Konzentration vermindert.
Nur Eisen(III)-Chlorid wird als Fällmittel zur Phosphatelimination dem Abwasser hinzugefügt. Da es sich um ein Abfallprodukt der chemischen Industrie handelt, ist dieses Mittel in der Regel kein Problem. Nur während der Coronakrise, als die chemische Industrie heruntergefahren wurde, gab es einen Mangel und die Kläranlagen hatten ein Beschaffungsproblem. So hat die Weltwirtschaftslage auch Einfluss auf einen scheinbar autark laufenden Klärbetrieb.
Der in der Kläranlage abgesetzte Schlamm wird in Faultürmen weiter umgesetzt, das dabei gebildete Methan in einem Blockheizkraftwerk für die interne Stromproduktion genutzt. 1.300 to Klärschlamm werden jährlich für die landwirtschaftliche Düngung abgegeben.
Am Ende wird das gereinigte Wasser der Este zugeführt. Hier stellte sich uns die Frage, ob das Wasser sinnvoll genutzt werden kann. In Spanien wird es z.B. dem Gemüseanbau zugeführt. Ob man im Gemüseanbau aber Wasser nutzen sollte, das Kolibakterien und Medikamentenreste enthalten kann, kann kontrovers diskutiert werden.
Sinnvoll wäre aber z.B. eine Bewässerung von Energiepflanzenanbau oder der Aufforstung. Am Ende war es ein Besuch mit vielen Informationen und Diskussionspunkten.
Text und Foto: Rüdiger Wessling