Moorschutz ist Klima- und Artenschutz – Was können wir tun?

Tister Moor bei Sonne November 2020

In der gegenwärtigen Diskussion um die Möglichkeiten zur Eindämmung des Klimawandels fallen auch häufig die Schlagworte Moorschutz- und Moorrenaturierung.

Welche Bedeutung diese Maßnahmen sowohl für den Klimaschutz als auch die Erhaltung bzw. Förderung der Biodiversität unserer Landschaft haben können, verdeutlichen folgende Zahlen:

  • Weltweit machen Moore nur 3% der Landfläche aus, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Durch Entwässerung oxidiert dieser und gelangt als CO2 in die Atmosphäre. Die so degradierten Moore sind verantwortlich für fast 6% der weltweit vom Menschen verursachten Treibhausemissionen und das bei einem Flächenanteil von lediglich 0,3 % der Erdoberfläche. 
  • Deutschlandweit beläuft sich die Fläche der trockengelegte Moore auf nur 7% der Landwirtschaftsfläche, diese ist aber verantwortlich für 38 % der Treibhausemissionen aus der gesamten Landwirtschaft.

Im Jahr 2018 wurden laut Industrieverband Garten e. V. (IVG) in Deutschland immer noch etwa 3,7 Millionen Kubikmeter Torf pro Jahr abgebaut und rund 4,1 Millionen Kubikmeter importiert, vorwiegend aus dem Baltikum.

  • In Niedersachsen liegen 1/3 aller Moore und 2/3 der Hochmoore Deutschlands. Der Großteil dieser Moorgebiete ist entwässert und wird land-und forstwirtschaftlich sowie für den Torfabbau genutzt. Der jährlich entweichende CO2 Anteil aus diesen Böden liegt bei ca. 11% der gesamten Treibhausemissionen unseres Bundeslandes.
  • Von Tostedt aus gesehen, liegen die nächsten Torfabbaugebiete lediglich 14 Kilometer entfernt, nördlich bei Halvesbostel.

Niedersachsen hat also eine besondere Verantwortung beim Thema Moorschutz. Anfang der 1980er Jahre wurde hier ein erstes Moorschutzprogramm verabschiedet, nachdem zuvor durch großflächigen Torfabbau besonders die Hochmoore im Nordwesten zerstört worden waren.

Die Umsetzung der erforderlichen Wiedervernässungsmaßnahmen erfolgte über die Jahrzehnte jedoch nur schleppend.

Heute werden die Flächen zu 70% landwirtschaftlich genutzt, wovon knapp 4/5 auf Grünlandstandorte für die intensive Milchviehhaltung entfallen. Der Anbau von Mais, Getreide, Kartoffeln und Sonderkulturen findet auf tiefgründiger entwässerten Standorten statt, die das letzte Fünftel ausmachen.

Die Förderung der intensiven, landwirtschaftlichen Nutzung dieser Flächen durch die Landwirtschaftspolitik und hier besonders die momentane Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) steht einer Umwandlung hin zu nachhaltiger Bewirtschaftung entgegen. Für Landwirte ist es schlichtweg unökonomisch sich mit alternativen Moornutzungen wie z.B. Paludikulturen (typische Moorpflanzen werden hier geerntet und als Futter, Rohstoffe für neue Baumaterialien oder regionale Bioenergieträger verwendet) zu beschäftigen, solange entwässerte Moorflächen in Deutschland mit 300 Millionen € Direktzahlungen aus der GAP gefördert werden. Weiterhin werden die Emissionen von CO2, die aus der Nutzung der Moore direkt oder indirekt entstehen, in keinster Weise bei der neu eingeführten CO2-Steuer berücksichtigt.

Aber auch der Torfbedarf für den Gartenbau ist ein Faktor, denn immerhin werden hierfür jährlich knapp 8 Mio. m3 Torf verwendet. Davon verbraucht der Erwerbsgartenbau 55%, Garten-und Landschaftsbau benötigen 10% und die restlichen 35% gehen an den Freizeitgartenbereich. Das heißt, dass auch durch eine verringerte Nutzung von Torf im gewerblichen und privaten Gartenbau ein positiver Effekt erzielt werden kann.

Für Hobbygärtner und Blumenliebhaber, die ihren Beitrag leisten möchten, Naturzerstörung und  Emissionen zu vermindern gilt daher: Torf gehört ins Moor. Torfe und torfhaltige Produkte für  Balkon oder Garten sollten vermieden und stattdessen auf alternative Produkte (Komposte) umgestiegen werden. Auch Topfpflanzen, die auf Torf wachsen, sollten im Gartencenter belassen werden.

Aus den oben angeführten Zahlen wird deutlich, dass sich durch eine Wiedervernässung unserer Moorstandorte auf relativ kleiner Fläche mit verhältnismäßig geringen Kosten und Aufwand ein wichtiger Effekt für den Klimaschutz erzielen ließe.

Hierfür bedarf es aber einer Forcierung der notwendigen Schritte:

  • Verstärkung der Anstrengungen zur Renaturierung
  • Änderung der Subventionspolitik für Moorstandorte
  • Einbeziehung der direkten und indirekten CO2-Emissionen genutzter Moore in die CO2-Besteuerung,
  • Kündigung von Abbaugenehmigungen,
  • Investitionen in die Forschung zur Torfsubstituierung,
  • Aufklärung der Bevölkerung hinsichtlich der Bedeutung der Moore für Klima und Biodiversität und der eigenen Möglichkeiten zur Schonung des Ökosystems Moor.

Quellen:

https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Europa___International/efre_moorentwicklung_bf.pdf

https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/themen/moorschutz/niedersaechsische-moorlandschaften-116261.html

https://greifswaldmoor.de/files/images/pdfs/KATAPULTokt-dez2018_Artikel Moore – die unbekannten Klimaschuetzer.pdf

https://www.westwind-allach.de/documents/Miehlich_Torf_gehoert_ins_Moor.pdf

https://www.landwirtschaft.de/diskussion-und-dialog/umwelt/torf-unersetzlich-oder-verzichtbar

Willst Du dich intensiver mit dem Thema torffreies Gärtnern beschäftigen?

Der NABU Hamburg veranstaltet vom 19. bis zum 26. März einen Themenwoche hierzu.

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